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Arbeiten in der Schweiz – was lockt Jobsuchende in die Alpenrepublik?

Für Jobsuchende wirkt die Schweiz schon seit Jahren wie ein Magnet. Vor allem aus umliegenden Ländern wie Deutschland, Frankreich und Österreich drängen qualifizierte Arbeitskräfte in das Land – und die Schweizer:innen selbst? Auch sie lieben ihre Heimat, wenn es ums Arbeiten geht, was eine kürzlich herausgebrachte Studie bestätigt. Doch was macht die Schweiz als Arbeitsstandort so beliebt? JobCloud geht der Sache auf den Grund.

Eine solide Faktengrundlage: Decoding Global Talent 2024

The Stepstone Group befragte zusammen mit The Network und der Boston Consulting Group mehr als 150.000 Beschäftigte aus über 185 Ländern. Die Fragen:

  • Wohin zieht es die Arbeiter:innen dieser Welt?
  • Wie stark ist der Drang, für einen neuen Job auszuwandern?
  • Welche Gründe liegen dem Wunsch zum Auswandern zugrunde?

Der grösste Teil der Befragten war zwischen 30 und 60 Jahren alt und die meisten hatten mindestens einen Hochschulabschluss und hatten zur Zeit der Umfrage eine Vollzeitstelle. Die Schweizer:innen waren mit 634 Teilnehmenden vertreten.

Der Drang in die Ferne – warum zieht es Arbeiter:innen in andere Länder?

Es ist egal, ob die Jobsuchenden aus der Schweiz, Deutschland oder einem anderen Land stammen – die meisten Menschen kehren ihrer Heimat den Rücken, weil in der Ferne bessere Jobs auf sie warten. Ausserdem versprechen sie sich durch die Ausreise ein erfüllteres sowie glücklicheres Leben. Letzteres ist für Menschen, die in die Schweiz auswandern möchten, sogar noch wichtiger. Ganze 77 Prozent der Befragten möchte in der Schweiz arbeiten, damit sich ihre generelle Lebensqualität verbessert. Dazu kommen der Wunsch nach mehr Sicherheit und die Hoffnung auf ein stabileres Leben. Einen ähnlich hohen Stellenwert haben Punkte wie Einkommen, Steuern und Lebenshaltungskosten.

Die Studie zeigt auch, dass die Schweiz vor allem bei Auswandernden mit Familien beliebt ist, denn während nur 18 Prozent all der Befragten Wert auf ein familienfreundliches Umfeld legen, so sind es bei Menschen, die speziell in die Schweiz wollen, nahezu doppelt so viele. Für 36 Prozent spielte zudem das Thema Gesundheitsversorgung eine wichtige Rolle für die Ausreise in die Schweiz und 30 Prozent legten viel Wert auf Dinge wie Inklusivität und die Willkommenskultur im Zielland.

Wenn es allgemein um einen Ausreisewunsch ging – das Zielland also keine Rolle spielte –, war das Thema Gesundheitsversorgung nur für 15 Prozent ein entscheidender Faktor und nur 20 Prozent legten Wert auf Inklusivität und die Willkommenskultur in der neuen Heimat.

Wie viele Personen möchten überhaupt in einem anderen Land arbeiten?

Der Wille, in einem anderen Land zu arbeiten, ist und war auch in der Vergangenheit recht gross unter den Befragten. Zwar lag die Zahl mit fast 80 Prozent im Jahr 2018 noch weit höher, aber auch 2023 zeigten sich immer noch 63 Prozent der Befragten bereit, in einem anderen Land zu arbeiten. Unter all den Ausreisewilligen suchten jedoch nur 23 Prozent aktiv nach einer Stelle. 19 Prozent sehen den Auslandsjob sogar nur als letzte Option an. Die restlichen 23 Prozent lassen es auf sich zukommen: Sie sind gewillt auszureisen, suchen aber nicht aktiv nach einer neuen Stelle.

Wie beliebt ist die Schweiz? Die Top-Ziele für Expats

Eines ist klar: Sprache spielt eine grosse Rolle beim Wunsch auszuwandern. Immerhin sind die ersten vier Plätze von englischsprachigen Ländern belegt:

  • Australien
  • USA
  • Kanada
  • England

Auf Platz fünf befindet sich Deutschland und die Schweiz liegt auf Platz sieben. Weniger beliebt sind Länder wie Singapur, Frankreich und Spanien. Länder wie die Niederlande befinden sich zwar nicht in der Top Ten, aber dafür ist Amsterdam ganz weit vorne bei den beliebtesten Städten der Expats. Die niederländische Hauptstadt liegt dicht hinter dem Spitzenreiter London. Schweizer Städte schafften es nicht in die Top Ten.

Wer möchte in die Schweiz?

Wir wissen nun, dass vor allem sicherheitsliebende und nach Stabilität strebende Menschen, die mehr Geld verdienen möchten, bevorzugt in die Schweiz auswandern. Woher kommen diese Menschen aber? 15 Prozent der Befragten stammen aus Bosnien und Herzegowina. Jeweils 14 Prozent sind Deutsche, Italiener:innen oder Österreicher:innen und je 13 Prozent kommen aus Frankreich, Ungarn sowie Serbien. Ein grosser Teil stammt also aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Viele der Befragten müssen zudem nicht mit grossen Sprachbarrieren rechnen.

Was wollen die Schweizer:innen?

Die Schweizer:innen und alle, die zur Zeit der Umfrage in der Schweiz arbeiteten, bleiben lieber zu Hause. Weniger als 10 Prozent der Befragten wollen überhaupt in ein anderes Land für einen neuen Job. 2020 waren es sogar gerade einmal 5 Prozent. Insbesondere Jurist:innen, Designer:innen oder Architekt:innen haben überhaupt kein Interesse, einen Job in einem anderen Land anzunehmen. Auch von den Personen, die in der IT-Branche beschäftigt sind, möchten gerade einmal 7 Prozent das Land verlassen, um an einem anderen Ort zu arbeiten. Die meisten Ausreisewilligen kommen aus dem Handwerk. Hier gaben 22 Prozent der Befragten an, dass sie sich vorstellen können, im Ausland zu arbeiten. Auch Laborant:innen und Forscher:innen sind mit 19 Prozent recht gut vertreten.

Wohin zieht es die Schweizer:innen?

Die meisten Schweizer:innen möchten gerne in den USA arbeiten. An zweiter Stelle der Wunschdestinationen steht Deutschland. 2020 war das noch umgekehrt. So sieht die gesamte Tabelle heute aus:

  1. USA
  2. Deutschland
  3. Kanada
  4. Österreich
  5. Frankreich
  6. Spanien
  7. England
  8. Australien
  9. Schweden
  10. Italien

Die Vorlieben weichen somit nicht stark von der Gesamtzahl aller Befragten ab. Es zeigt sich aber eine leichte Präferenz für deutsch- und französischsprachige Länder im Vergleich zum Rest der Welt.

Welche Gründe haben die Schweizer:innen zum Auswandern?

Wenn es um die Gründe für das Auswandern geht, unterscheiden sich die Schweizer:innen und Wahlschweizer:innen nicht erheblich vom Rest der Welt. Sie erhoffen sich eine Verbesserung ihrer Lebensqualität, mehr Geld und herausfordernde sowie interessante Aufgaben im neuen Job. Themen wie Bildung, politische Stabilität und Gesundheitsvorsorge sind ihnen weniger wichtig. Es geht also nicht um eine Flucht vor schlechten Lebensbedingungen, sondern um die Suche nach etwas noch Besserem.

Warum gerade die Schweiz? Der Versuch einer Analyse

Auf den ersten Blick ist die Schweiz nichts Besonderes. Die Gründe fürs Auswandern sind fast immer ähnlich. Expats suchen nach neuen Herausforderungen, wünschen sich mehr Geld und erhoffen sich im Grossen und Ganzen ein besseres Leben. Wer einmal in der Schweiz lebt, will aber in der Regel nicht wieder so schnell fort. Finanzen, Lebens- und Jobqualität scheinen für die Arbeiter:innen vor Ort also zu passen.

Eine Sache ist jedoch auffällig anders bei all denjenigen, die in der Schweiz leben und arbeiten: Sie lieben ihre Heimat beziehungsweise Wahlheimat. 50 Prozent – also die Hälfte der in der Schweiz lebenden Arbeiter:innen – sagen, dass sie bleiben wollen, weil sie eine starke emotionale Bindung zu ihrer Heimat verspüren. Lediglich ein Drittel der Gesamtheit aller Befragten gab an, eine solche emotionale Bindung zu spüren.

Die Anziehungskraft des Schweizer Arbeitsmarktes lässt sich also nicht allein auf die Auswahl der Jobs zurückführen. Auch die Arbeitgeber selbst scheinen keine allzu grosse Rolle zu spielen. Immerhin würden 55 Prozent der in der Schweiz lebenden Befragten remote für ausländische Firmen arbeiten, solange sie weiterhin in der Schweiz bleiben können. Sicherheit, eine gute Bezahlung, interessante Jobs – das gibt es auch woanders. Wer in der Schweiz arbeitet, fühlt sich aber schnell zu Hause.

Insbesondere in Bereichen wie Inklusivität, Familienfreundlichkeit und Gesundheitsvorsorge punktet die Schweiz. Am Ende entscheidet also nicht das Geld allein. Wer über seine Landesgrenzen hinweg nach einer neuen Stelle sucht, schaut auch darauf, welche Werte in der neuen Heimat vorherrschen und wie sich das Land um seine Bürger:innen kümmert.

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